31.08.2015 21:43

Settlement Homestay

Schon seit Beginn des Missio-Camps war für uns Teilnehmer klar, dass uns am Schluss noch eine Herausforderung bevorstehen würde: Der Homestay. Jeder von uns würde in einer Familie im Settlement aufgenommen und dort übernachten. Natürlich handelte es sich um Familien, mit denen Dave und Anette gut befreundet waren. Aber trotzdem bleibt PNG bekanntlich "The Land of the unexpected". So erzählte Anette uns danach, dass sie auch nachts ziemlich treu für unsere Sicherheit gebetet hatte. Es ging nicht um ein "Abenteuer", sondern um eine gewisse "Inkarnation" in die Kultur, wie Dave es erklärte. Wie Jesus selbst mit den Menschen lebte, sollten auch wir den Einheimischen ganz nahe kommen und ihr Leben für eine kurze Zeit teilen.

Am Morgen des Homestay bekam ich starke Bauchschmerzen und wir beteten, dass ich trotzdem gehen könnte. Gegen Mittag verließen wir dann alle entweder zu Fuß oder mit dem Auto die Missionsstation. Ich wurde von der shape life-Mitarbeiterin Melen abgeholt und zum ersten Mal verließ ich die Missionsstation ohne andere Deutsche. Wir liefen zu einem größeren Marktplatz bzw. zur Bushaltestelle in der Stadt. Menschenmassen drängten sich um die Markstände und stiegen in die vielen Busse ein. Wir stiegen auch in einen Bus. Ich fand es total spannend zum ersten Mal in einem Bus mit den Einheimischen zu fahren und merkte, wie ich ohne Melen total aufgeschmissen gewesen wäre. Sie wusste zum Beispiel, dass man am Besten gleich nach dem Einsteigen das Fenster schließt, um zu verhindern, dass man beklaut wird.

Es folgten viele aufregende Eindrücke: Am Straßengrill Süßkartoffeln aus Zeitungspapier essen – ein dreistündiger Gottesdienst, in dem das Feiern nicht zu kurz kam – eine Toilette, die ich mir mit einigen Kakerlaken teilte… Und natürlich trafen wir wie immer viele freundliche Neuguineer, die mich sofort willkommen hießen und sich über die Begegnung freuten. Ich fühlte mich schon nach den ersten Stunden voll beschenkt.

Zum Übernachten ging es dann zu Melen nach Hause. Das Schlafzimmer für alle Frauen der Familie bestand aus zwei kleinen Räumen. Als wir ankamen schliefen schon fast alle auf dem Boden oder auf dünnen Matratzen. Trotzdem setzten wir uns dazwischen und unterhielten uns in Zimmerlautstärke, was niemanden zu stören schien. Zum Abendessen gab es Kaukau (neuguinesische Süßkartoffel), Reis, Kumu (ähnlich wie Spinat) und Schafszunge. Danach beteten wir noch zusammen und ich bekam als Gast das beste "Schlaflager" von allen.

Am nächsten Tag zeigte mir Melen noch das angrenzende Settlement „Kaugere“. Als ich wieder auf der Station war, war ich sehr dankbar, dass Gott tatsächlich meine Bauchschmerzen für den Homestay genommen hatte. Die Übernachtung im Settlement stellte eines der wichtigsten Erlebnisse für mich hier in PNG dar. Indem man sich mal ein Stück weit auf die einheimische Lebensweise einlässt, kann man überhaupt beginnen zu verstehen, was den Alltag der Neuguineeer ausmacht. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Anna, Missio-Camp Teilnehmerin