20.08.2015 09:27

Gebunden

Die Sonne geht langsam unter, die Menschen kehren heim. Auf dem Markt des 9-Mile Settlements am Rande von Port Moresby werden die abendlichen kühleren Temperaturen ausgenutzt. Die Settlementbewohner erledigen ihre Einkäufe.

Doch langsam hört man am Rand des Marktes eine gewisse Unruhe aufkommen. Kinder rennen von der Kirche herunter. Ihnen folgen mehrere Weiße. "Waitman! Waitmeri!" rufen die Kids, während sie auf den Marktzurennen. Der Blick der Einkäufer und der anderen Marktbesucher richtet auf die "seltsame Gruppe". Diese läuft durch den Markt und stellt sich auf eine freie Fläche. Dann tritt David hervor. Der 'Misinari' der öfter gemeinsam mit seiner Frau hier ist, um in der Kirche vor Ort mit den Kindern sowie auch den Erwachsenen arbeitet. Mit einem fröhlichen 'Apinun' zum Gruß erklärt er, dass er diesmal Besuch aus Deutschland mitgebracht hat. Fünf junge Menschen, die hier sind um ein mehrwöchiges Praktikum zu absolvieren, weil sie an Mission interessiert sind.

Zuerst stellen sich Anna, Stefanie, Melanie, Steffen und Nicolai in Form eines Liedes vor. Immer mehr Menschen versammeln sich. Aufmerksam werden Köpfe gereckt und Kinder auf Schultern gestellt. Jeder will wissen, was da vorgeht und was die Weißen da machen. Nach der Vorstellung gibt Melanie ein Zeugnis. Sie erzählt wie sie Gott kennen gelernt hat und wie Er ihr geholfen hat, schwere Zeit in ihrem Leben zu durchstehen. 

Danach führt die Einsatzgruppe ein Anspiel vor. Eine Gestalt in weißem Gewandt steht hinter richtet eine Person auf, haucht ihr Leben ein und schickt sie auf den Weg. Doch schnell entdeckt der diese jemand anderes, der eine Bierflasche in der Hand hat. Er blickt nach hinten zu seinem Schöpfer. "Was ist das?" Dieser schüttelt den Kopf. "Geh lieber in die andere Richtung. Dies ist nichts für dich." Aber der Mensch will es ausprobieren. Er wendet sich bewusst ab und geht zu der Person mit dem Bier. Er trinkt die Flasche leer und bekommt sogar noch einen Joint angeboten. Dankbar nimmt er an und merkt gar nicht, dass ihm dabei ein Band um sein Handgelenk gelegt wird. Angeheitert wankt der Mensch weiter und entdeckt eine weitere Person. Diese scheint Spaß am Glückspiel zu haben. Da will er mitmachen. Er folgt der verlockenden Einladung und verspielt sein Geld. Für den Spaß macht er das gerne. Aber wieder merkt er nicht, dass ihm ein weiteres Band um sein anderes Handgelenk gelegt wird. Unbeindruckt geht er weiter und trifft eine junge Frau. Sie macht ihm schöne Augen und er geht zu ihr und begibt sich in ein weiteres Abhängigkeitsverhältnis. Bevor er sich aber wirklich bekannt machen kann, lauert eine weitere Versuchung auf ihn. Eine weitere junge Dame wirbt um seine Aufmerksamkeit. Guter Dinge lässt sich der Mann auch auf sie ein und verstrickt sich weiter. Mittlerweile hat er jeweils zwei Bänder an jedem Handgelenk. Und diese beginnen nun an ihm zu ziehen. Hin und hergerissen fällt er nach kurzer Zeit völlig erschöpft und ohne Kraft zu Boden. In diesem Moment tritt die Gestalt vom Anfang in Szene. Die ganze Zeit stand sie im Hintergrund und beobachtete besorgniserreggend das Geschehen. Nun beugt sie sich herab, schaut das Elend an und greift langsam nach den gebundenen Händen. Band für Band nimmt sie diese in ihre eigenen Hände. Diese beginnen nun an ihr zu ziehen bis sie in kreuzform stirbt und zu Boden sinkt. Nach einer kurzen Weile geschieht das Folgende: Die Gestalt erhebt sich und schleudert die Personen mit ihren Bändern von sich. Diese stürzen überwältigt zu Boden. Zuletzt richtet die Person im weissen Gewand ihr Geschöpf, das sie befreit hat, wieder auf. Nun machen sie sich gemeinsam auf den Weg. Damit endet das Drama.

David tritt nun wieder nach vorne. Die Menge ist still. Was sie im Drama gesehen haben, ist Teil ihrer Lebenswirklichkeit. Viele Settler unterliegen ähnlichen Gebundenheiten. David erklärt die Bedeutung des Anspiels, indem er auf Jesus verweist. Er will Menschen in die Freiheit führen. Er hat gesiegt und die Werke der Finsternis zerstört. Mit dieser Message entlässt er die Menge in die Nacht.

Nicolai Rühl - Missio Camp Teilnehmer